Portugal per Rad - Einleitung
(Süden im September / Oktober 1999)

Übersicht:  Verkehr / Fahrradbeförderung  Campingplätze   Verständigung  Material

Vorbemerkung:
   Nachfolgender Reisebericht stammt von einer Portugal-Tour, die ich im September / Oktober 1999 unternommen habe. Ich bin von Faro aus an der Südküste zum Südwestzipfel, von dort entlang der Küste bis Setubal (mit Abstechern nach Lissabon). Von dort bin ich landeinwärts in Richtung Südwesten und weiter entlang der Spanischen Grenze bis an die Küste und von dort aus wieder zurück nach Faro gefahren. Ich hatte mein Zelt dabei und habe - bis auf einmal - immer auf Campingplätzen übernachtet. Es finden sich hier also die Beschreibungen von Routen, Orten und Campingplätzen. 
   Ich habe allerdings auf ausführliche Beschreibungen verzichtet, die Ihr besser aus den unten aufgeführten Reiseführer entnehmt. War ich mal anderer Meinung als jene, wurde sie hier aufgenommen. Die Photos sollen auch nur kleine Appetithäppchen sein, resp. einen Eindruck vermitteln. 

Grundsätzliches zum Straßenverkehr:
   Radfahren in Portugal ist nichts für schwache Nerven! Mir sind auf meinen vielen Touren durch verschiedene westeuropäische Länder nirgends so schlechte Autofahrer untergekommen wie dort! Sie sind brems- und schaltfaul, was besonders vor Kurven und Bergkuppen brenzlich werden kann. Nach meinem Eindruck ist es um so schlimmer, je weiter man in den Norden kommt.
   Ein Spiegel ist sehr nützlich, damit man an solchen Stellen ggf. die Straße für den nachfolgenden Verkehr "dicht" machen kann (das erschien mir manchmal nötig!). Man sollte sich grundsätzlich den benötigten Platz auf der Straße nehmen und sich auf keinen Fall irgendwo eng am Straßenrand langschlängeln!
Denn: Hupen bedeutet hier nicht zuerst den Hinweis "es kommt jemand" sondern eher: "Zur Seite, du bist mir im Weg"! Ja, sie erwarten wirklich manchmal, dass man für sie die Straße frei macht - also zur Seite fährt und absteigt! Ich wurde auch einmal Zeuge, wie ein durchgeknallter Busfahrer (ich saß zum Glück selber im Bus) ein Kind auf dem Fahrrad von der Straße drängte. Wirklich erschreckend!
   Mein Eindruck: Portugiesische Autofahrer fahren mit verdammt viel "Gottvertrauen" und hoffen oft darauf, daß schon alles  irgendwie  gut gehen werde. Ich habe zwei Unfälle gesehen, und bei beiden war mit völlig schleierhaft, wie sie zustande kommen konnten! Eine kleines Beispiel (selbst gesehen): Ein Autofahrer auf einer einmündenden Straße ohne Einfädelspur war sich offensichtlich nicht sicher, ob er es schaffte, sich vor dem nächsten Auto auf der Vorfahrtsstraße noch rechtzeitig in den laufenden Verkehr einordnen zu können. Er fuhr dann einfach mal. Allerdings fuhr er nicht so schnell wie möglich davon, sondern blieb erst einfach stehen - um zu sehen, ob sein Manöver Erfolg gehabt hätte!
   Sie fahren grundsätzlich nicht vorausschauend, sondern immer so weit, wie sie gerade kommen. In Lissabon habe ich oft beobachtet, daß sie so lange in ein Verkehrsknäuel reinfahren, bis praktisch gar nichts mehr geht. Abzuwarten oder erstmal wen rauszulassen, um die Lage zu entspannen, scheint für sie ein völlig abwegiger Gedanke zu sein!

Ich rate dringendst davon ab, während des Feierabenverkehrs zu fahren, denn dann sind die Straßen stark frequentiert und alle haben nur das Ziel, möglichst umgehend nach Hause zu kommen - und dann fahren sie wie die Berserker! Radfahrer sind in Portugal eine Ausnahmeerscheinung, und 'stören' nur. Auch Nachts sollte man sich möglichts von der Straße fernhalten. Portugiesische Fahrräder haben idR kein Licht, und so ein 'Glühwürmchen' auf der Straße wird idR auch nicht ernst genommen.
   Ganz übel sind auch die motorisierten Zweiradfahrer! Da muß immer alles aus der Maschine rausgeholt werden, egal, wie groß sie ist. Daß doch recht disziplinierte Fahren wie bei uns üblich, kennen sie auch nicht, sondern wechseln abrupt die Fahrbahn, um sich noch irgendwie durch ein Lücke hindurch zu mogeln. Wenn man also so ein kneterndes Gefährt hört, ist äußerste Vorsicht geboten!
   Dass nicht mehr passiert, liegt offensichtlich nur daran, dass die Verkehrsdichte nicht so hoch ist, jeder also relativ viel Platz zur Verfügung hat. 

Ich will hier niemandem vermiesen, dieses schöne Land mit seinen wirklich netten Leuten zu besuchen, ich will nur darauf hinweisen, daß es auch ein paar Schattenseiten zu berücksichtigen gibt.

Bei einer zweiten Tour von Lisboa nach Porto war ich von diesen Widrigkeiten so genervt, daß dies für mich die nächsten Jahre nicht mehr in Frage kommt! Also: wenn Ihr mit dem Rad unterwegs seit, seit immer auf der Hut und fahrt mit sehr viel Umsicht!


Beförderung des Rades mit anderen Verkehrsmitteln
   Die Beförderung im Zuge ist möglich, allerdings kann man es nicht selbst verladen, sondern muß es aufgeben. Der Blick auf das Personal ließ mein Vertrauen, mein teures Gefährt unbeschädigt wiederzubekommen, schnell schwinden. Die Verbindungen waren zudem so spärlich, dass ich diesen Plan gleich verworfen habe. Mit dem Bus habe ich es nicht versucht. Es ist aber irgendwie vom Wohlwollen des Busfahrers abhänging, und da ist es allemal vorteilhafter, man wäre weiblich und blond.

Campingplätze
   Das Netz an Campingplätzen ist recht gut. Städtische Plätze sind immer recht preiswert, andere manchmal nicht. Entsprechend fällt leider auch manchmal die Qualität aus. An der Algarve ist es teurer als im Rest des Landes. Die Portugiesen campen gerne und verbringen oft das Wochenende dort. Die Plätze sind oft vollgestellt von Dauercampern, die dort ihren Wohnwagen, das Vorzelt, das Kühlschrankzelt (und was ihnen sonst noch so einfällt) aufgebaut haben. Über das Ganze ist dann meistens noch ein großes Zeltdach gespannt. Der Boden ist oft noch mit PVC ausgelegt und mit allerlei Mobilliar und sonstigem Kram vollgepackt, was oft hübsch skuril ist.
   Angeschlossene "Supermärkte" und Restaurands schließen meist im Oktober oder bieten dann nur noch Zeug wie Reinigungsmittel, Klopapier und Kekse.
   Die hier angegebenen Preise verstehen sich für die jeweilige Zeit (oft Abschläge gegenüber der Hauptsaison) für eine Person, ein kleines Zelt und Fahrrad.

Sprache / Verständigung
   Ich hatte meinen Entschluß, in Portugal Urlaub zu machen, erst 2 Wochen vorher getroffen. Für die Beschäftigung mit der Sprache blieb also keine Zeit. Während meiner Zeit dort fühlte ich mich oft an Aussprüche über das Irische (Gälische) erinnert: "Irisch ist eine wahrhaft schwierige Sprache, gutes Irisch aber so gut wie unverständlich". Oder aber über das geschriebene Wort: "das meiste wird nicht ausgesprochen, was dennoch ausgesprochen wird, wird anders ausgesprochen". Ich habe es auch schnell aufgegeben, mich auf Portugiesisch in Sätzen zu verständigen, sondern mich auf blanke Worte und das Zeigen verlegt. Das war schon schwierig genug. Im Zug fragte mich ein Schaffner: "Stubba?" Ich zuckte mit den Achseln. "Stubba?" Das half mir nicht weiter. Er gab es bald auf. Später kam ich dahinter: Er wollte wissen, ob ich nach 'Setúbal' wollte (darauf muß man erst mal kommen!). Man sollte davon ausgehen, daß alles so gut wie möglich vernuschelt wird - und ohne einen Volkshochschulkurs ist nichts zu machen. Ich habe mich also auf Englisch beholfen, und das ist allemal ausreichend. Ich habe auf meiner 3-wöchigen Tour nur so um die zehn Leute getroffen, die kein Englisch konnten, und mit denen kann man sich auch per Zeichensprache leidlich verständigen, denn die Portugiesen sind sehr nett und entgegenkommend.

Material / Ausrüstung

   Ich habe ein gutes Tourenrad mit 21 Gängen benutzt. Viel weniger sollte es nicht sein, denn es ist oft recht hügelig. Gute Fahrradtaschen / Low Rider mache das Fahren zudem angenehm. Ich habe mein Rad im Flieger mitgenommen, was bei Hapag Lloyd 30,- DM kostete (Voranmeldung wichtig). Bei einer Tour im Frühjahr 2002 bin ich mit Swiss geflogen und sie verlangten für das Fahrrad 50 Euro pro Strecke). 

Werkzeug
   Da man ja alles per Muskelkraft bewegen muß, beschränke ich mich auf einen Ersatzschlauch, Reifenheber, Flickzeug, ein Multifunktionswerkzeug (mit Schraubenziehern und Imbus-Schlüsseln) und einer kleinen Grip-Zange (gibt es im Werkzeugladen und ist sehr zu empfehlen). 

Zelt
   Ein Iglu-Zelt mit Apsis ist für die Rad-Reise optimal. Als Schlafsack halte ich einen mit Daunen für bestens geeignet (für Portugal sollte er aber nicht zu warm sein) und als Iso-Matte ist eine "Therm-A-Rest"-Matte unübertroffen (kein Vergleich mit dem anderen Gelunpe aus Schaumstoff usw)! 

Als Kocher empfehle ich den Trangia. Spiritus bekommt man in der Drogeria unter "Ethylalkohol".

Als Reiseführer habe "Portugal" aus dem Michael Müller Verlag und "Portugal per Rad, Band 1, Algarve - Alentejo " von Falk von Kriegsheim aus dem Cyklos Verlag benutzt, die beide gute Dienste leisteten.

Die Karte "Portugal" im Maßstab 1:400.000 von Michelin war die aktuellste und verläßlichste, auch wenn nicht alle Straßen verzeichnet waren. Andere Karten waren teilweise sehr mangelhaft.


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© Peter Springstubbe
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