Irland per Rad - Allgemeines / Einführung

Übersicht:
Land und Leute
Straßenverkehr
Anreise
Wetter
Sprache
Pubs
Essen
Übernachten
Golf
Literatur
Reisführer und Karten
Ausrüstung / Material

Vorbemerkungen:
Diese Seiten sollen keinen Reiseführer ersetzen sondern lediglich Ergänzung respektive Anregung sein. Und so sind die Photos auch nur als Abrundung gedacht, um einen optischen Eindruck zu vermitteln und Appetit zu machen. 
Meine Berichte sind bewußt subjektiv. Was mir besonders gefallen hat, habe ich hervorgehoben, was in den gängigen Reiseführern ohnehin erwähnt wird, nicht weiter beschrieben, sondern höchstens eine eigene Gewichtung gegeben.
Die meisten Reisen in Irland habe ich mit dem Fahrrad unternommen. Nur einmal war ich mit dem Auto unterwegs. Die Beschreibungen sind besonders aus dem Blickwinkel des Radtouristen geschildert und treffen nicht unbedingt für den Automobilisten zu.
Einige der Beschreibungen sind schon etwas älter, weswegen sie teilweise überholt sein könnten. Ich habe jedoch die größte Sorgfalt walten lassen.

Land und Leute

Irland ist ein herrliches Land! Ich war bald zehn mal dort. Die Leute sind angenehm und für mich der netteste Menschenschlag, der mir auf meinen Reisen bisher begenet ist. Man kommt mit ihnen schnell ins Gespräch (über das Wetter von gestern, von heute und wie es wohl morgen sein könnte). Sie sind penetrant höflich (auf jeden Fall, wenn man aus der Stadt raus ist). Wer mit ihnen nicht zurecht kommt, kann eigentlich nur ein unerträglicher Stiesel sein. Selbst wenn man sie z.B. über der Haufen rennt, weil man gerade in die Luft geguckt hat, entschuldigen sie sich noch, daß sie einem im Weg gestanden haben. 

Die Engländer können sie (manchmal) auf den Tod nicht ausstehen (aber das legt sich mehr und mehr). Da kann es einem auch schon mal passieren, daß sie den deutschen GröFaZ Hitler als einen guten Mann bezeichnen - weil er gegen die Engländer bzw. "Brits" Krieg geführt hat. Der Haß rührt von der jahrhundertelangen Unterdrückung her, die sich an Oliver Cromwell festmachen. "Zur Hölle mit dir oder nach Connacht" (Irlands kärgstem Landstrich) war dazumals eine beliebte Parole. Ein Gutsherr namens "Boycott" hat sich gegen sie aufgelehnt, was der Welt einen neuen Ausdruck bescherte. Der Name des irischen Richters "Lynch" hat in Verbindung mit "Justiz" dagegen eine eher traurige Karriere gemacht. 
Ansonsten sind sie sehr entspannt: Ein Spanier fragte einen Iren, ob es im Irischen für das Wort 'mañana' eine Entsprechung gebe. "Ja, die gibt es, aber im Irischen hat es nicht diese Dringlichkeit.'"

Wenn das Thema Nordirland angesprochen wird, bekommen viele ein mulmiges Gefühl. Dem Touristen sei gesagt, daß seine etwaigen Bedenken weitgehend unberechtigt sind: Die militanten Deppen Nordirlands sind nur an militanten Auseinandersetzungen mit den millitanten Deppen der Gegenseite interessiert.

Man sollte sich allerdings hüten, den Ordnungskräften in Nordirland auf die Füße zu treten, die sind nämlich schon genung unter Streß und reagieren sehr empfindlich. Wenn einem mal aus Versehen eine Streife vor die Linse kommt, sollte man schnell die Kamera senken, das erspart Ärger. 

Das Land ist wunderbar. Der Name "Die grüne Insel" ist nicht übertrieben. Es gibt jede Menge wunderbarer Pflanzen wie z.B. Fuchsienhecken und Palmen. Man findet an vielen Orten wunderschöne Ausblicke und anmutige, ruhige Plätze abseits der Straßen. Ich werde mit Sicherheit noch öfter dort hinfahren. 

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Der Straßenverkehr:
Der Linksverkehr ist natürlich etwas gewöhnungsbedürftig für Leute, die es gewohnt sind, ein Leben lang "auf der richtigen Seite" zu fahren, und manchmal muß man ein wenig überlegen, wo man denn jetzt *kopfkratz* fährt. Aber das ist natürlich mit ein wenig Gedankenarbeit locker zu leisten. Auf abgelegenen Straßen geht es sehr entspannt, nahe der Zentren auf den stärker frequentierten Straßen natürlich auch ein wenig hektischer zu. Im Großen und Ganzen jedoch: sehr locker!

Anreise:
ein komischer Geier starrte mich im Flieger anIch empfehle dem Radfahrer das Flugzeug (Fahrrad gleich bei der Buchung anmelden). Es empfiehlt sich aber, dies gut zu verpacken (den Karton dafür gibt es kostenlos beim Fahrrad-Händler / den Lenker längst zu stellen genügt meistens). Die Eisenbahn ist indiskutabel, besonders, wenn man ein gutes Rad hat und das mitnehmen will (da sollte man lieber gleich einen richtigen Abenteuerurlaub machen).
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Das Wetter ... bei solchem Wetter kann man ja auch was anderes machen ...ist der erste Gesprächsgegenstand in Irland und auch der Hauptgrund für viele, da nicht hinzufahren. Aber sooo schlimm ist es dann meistens doch nicht. Nun gut, die Kanaren sind was anderes, und wenn man zuhause unbedingt Urlaubsbräune als Zeichen eines gelungenen Urlaubs vorzeigen will, ist man woanders sicher besser aufgehoben. Ich habe einerseits schon einen Urlaub erlebt, bei dem es aber auch wirklich jeden Tag geregnet hat (Juli 1993), andererseits hatte ich auch schon mal 2 Wochen pralle Sonne ohne das geringste Tröpfchen Regen (Juni 1996). 
Ich lese vorher (fast) immer "Irischer Lebenslauf" von Flann O'Brien. Ein hübsches (satirisches) Werk, in dem die bekannten Klischees so richtig verbraten werden, denn es regnet ständig, die Leute wohnen alle in einem kalkweißen Haus 'am Ende der Schlucht' und mit den Schweinen zusammen - und manche wandern in der Hoffnung auf besseres Wetter nach Sibirien aus. Da kann man doch nur positiv überrascht werden!
Regenkleidung sollte aber auf jeden Fall dabei sein. Warme Sachen braucht man nicht, denn Irland liegt am Golfstrom und es ist hübsch gemäßigt (sonst gäbe es dort ja auch keine Palmen!).

Sprache
Die Iren sprechen Englisch. Das kann aber fernab der Zentren schon mal ein wenig schwierig werden (aber ist es in den Niederungen Bayerns nicht ebenso, wenn die "Deutsch" sprechen?). Man kommt mit leidlichen Sprachkenntnissen gut durch, denn die Leute sind nicht nur höflich sondern und zuvorkommend. Leute, die nur Irisch / Gälisch sprachen, habe ich nicht getroffen. An einer Konversation in Gälisch sollte man sich "so nebenbei" nicht versuchen, denn "Gälisch ist schwierig, das beste Gälisch von allen aber so gut wie unverständlich" (Flann O'Brien). Oder anders gesagt: "Das meiste wird nicht ausgesprochen, was dennoch ausgesprochen wird, wird anders ausgesprochen" (Harry Rowohlt). Ein paar Brocken wecken natürlich Sympathien wecken. "Slainté" sprich man in etwa irgendwo zwischen "Slauntscha" und "Slontscha" aus - und das heißt "Prost".  Na denn ...
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der Pub Fin McCool's von innenPubs gibt es natürlich reichlich, denn für die Iren sind sie so etwas wie die Verlängerung des Wohnzimmers. Ich bevorzuge solche, wo sich auch die Einheimischen einfinden. Hier findet man als Alleinreisender schnell Anschluß an die einheimische Bevölkerung (so man ein paar Brocken Englisch kann). Sollten sie mit einer 'Horde' in einen Pub einzufallen gedenken, benehmen sie sich bitte anständig - oder suchen sich einen Touristenschuppen. Tiefschürfende Gespräche sollte man nicht erwarten, aber eins mit "wo man herkommt, wo man hinwill, wie das Wetter gestern war, wie das von heute zu beurteilen ist und wie es morgen wohl sein wird" geht den Iren eloquent über die Zunge. Besonders empfehlenswert finde ich Pubs mit einem Snug. Das ist eine alte Tradition aus der Zeit, in der z.B. Frauen in Pubs noch nicht geduldet wurden. Den Snug konnte man auch von draußen betreten, er war zur Theke hin nur durch ein kleines Fensterchen verbunden und man konnte nicht sehen, wer sich darin aufhielt. Auch die Pfaffen sollen diese Einrichtung oft genutzt haben.

Essen war in den Siebzigern und Achtzigern ein echtes Problem. Im Supermarkt bekam man kein Olivenöl und ein gutes Restaurant zu finden war nahezu aussichtslos. Heute ist das besser. Und in den kleinen Läden am Wegesrand bekommt man auch mal ein halbes Stück Butter und so. Wer ein gutes Brot haben will, findet in größeren Städten auch immer öfter einen Körner-Laden und wer lieber Baguette ißt, wird im Supermarkt fündig.
Für eine schnelle Stärkung zwischendurch bieten sich Fish & Chips an, die wesentlich besser sind, als ihr Ruf (ich bin noch nie reingefallen). Wer sich die Chips nicht mit Essig versauen lassen will, sollte dies rechtzeitig kund tun ('without vinegar' heißt die Zauberformel)!
Probieren sollte man IMO unbedingt das scherzhaft so genannte "Irish Breakfast": Austern mit Guinness (und Schwarzbrot). Extrem lecker!

Übernachten
Zelten ist in Irland auch 'wild' erlaubt. Ich habe es allerdings nie gemacht, da ich eine Dusche nach einem Tag auf dem Rad ebensowenig missen möchte wie eine Begegnung mit den Leuten (im Pub). An der Küste sind Campingplätze in der Regel so ausreichend vorhanden, dass man eigentlich immer einen finden sollte (im Landesinneren sind sie deutlich spärlicher). Auch Hostels (zumeist  freie, für die man keinen DJH-Ausweis braucht und die es reichlichst gibt) auf dem Land bieten oft eine Gelegenheit zum Campen. Und wer nichts von beidem in der Nähe hat, findet bestimmt ein Bed & Breakfast (von privat bis professionell). 

Golf ist in Irland Volkssport! Es geht also sehr entspannt zu. Näheres dazu auf meiner Golf-Seite.
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Meine Literaturempfehlungen:
Flann O'Brien: "Irischer Lebenslauf" (Suhrkamp), Trost und Rat (Haffmans), Durst (Haffmans) zuförderst.
Frank O'Connor: alle seine Erzählungen (bei detebe) sind treffende Abbilder des irischen Alltags seiner Zeit.
Frank McCourt: "Die Asche meiner Mutter" (Luchterhand). Darüber wurde hinreichend geschrieben.
Mary Breasted: "Das Wunder von Dublin" (Haffmans / auf deutsch leider vergriffen / engl.: 'Why Should You Doubt Me Now?'). Ein überaus köstlicher Roman mit Rupert Penrose, dem nur scheinbar hochmoralischem erzkatholischen Kolumnenschreiber, der von einer Marienerscheinung überrascht wird, als er sich gerade mit der attraktiven Nachwuchs-Horoskopschreiberin im Bett vergnügt. Außerdem treten auf: die 'arbeitslosen Feministinnen', ein vor der Pleite stehendem Bauunternehmer, der sich durch den Transport einer Wagenladung Semtex für die IRA vielleicht retten könnte, die amerikanische Außenministerin, die sich zu einem Besuch in Irland angemeldet hat und  - Oh GOtt! - nichts gegen Abtreibungen hat! Auf jeden Fall lesen!
Karl Johaentges / Jackie Blackwood: Bilder aus Irland (KaJo-Verlag). Ein hervorragender, sehr persönlicher Bildband!
Tomás O'Crohan: Die Boote fahren nicht mehr aus (Lamuv). Authentischer Bericht eines irischen Fischers (geb. 1896).
In Englisch: "Round Irland in Low Gear" von Eric Newby (Picador). Typisch britischer (also humorvoller) Bericht einer Irlandreise mit dem Rad. 

Reiseführer und Landkarten:
Irland von Ralph-Raymond Braun (Michael Müller Verlag). In der bewährten Qualität dieser Reihe und mit umfassenden Informationen zu Kultur, Essen und Übernachtung und was man sonst so braucht.
Irland per Rad (Cyklos Verlag). Einigermaßen brauchbare Ergänzung bezüglich der Tourenplanung.
Apa-Guide Irland: Gute allgemeine Ergänzung mit den gewohnt guten Photos, zum Mitnehmen auf der Rad-Reise aber etwas zu schwer.
Michelin-Karte 405: Irland (1:400.000); die verläßlichste und übersichtlichste Karte.
Holyday-Map Irland: 4 Karten (1:250.000); am detailiertesten, in Irland bekommt man sie günstiger.

Ausrüstung, Material:

Ich habe ein gutes Tourenrad mit 21 Gängen benutzt (im Flieger mitgenommen, Voranmeldung wichtig). Viel weniger sollte es nicht sein, denn es geht hin und wieder recht hügelig zu. Und je besser das Rad ist, um so angenehmer die Fahrt. Gute Fahrradtaschen (wasserdicht) mit Low Rider erleichtern die Sache.

Werkzeug:
Da man alles per Muskelkraft bewegen muß, beschränke ich mich auf das nötigste: Ersatzschlauch, Reifenheber, Flickzeug, ein Multifunktionswerkzeug (Schraubenzieher mit Imbus-Schlüsseln) und eine kleine Grip-Zange.

Übernachten:
Neben B&B (Bed and Breakfast) hat man die preiswerte Wahl von Campingplätzen und Hostels. Wer nicht in festen Wänden übernachten will, für den ein gescheites Iglu-Zelt mit Apsis ist für die Rad-Reise optimal. Als Schlafsack ist für mich einer mit Daunen optimal (sollte aber nicht zu warm sein) und als Iso-Matten sind die von "Therm-A-Rest" unübertroffen (kein Vergleich in punkto Komfort mit dem Zeug aus Schaumstoff und dem Discounter-Gelumpe)!

Als Kocher empfehle ich den "Trangia". Spiritus dafür bekommt man in Irland in der Pharmacy unter "Methylated Spirit".  Wenn Du denen nicht vertrauenswürdig genug aussiehst, könnte es sein, daß sie es dir nicht verkaufen wollen (das ist mir auch mal passiert). Ich weiß nicht was sie sich gedacht haben, aber das ist auch unwichtig: Laß dich nicht abwimmeln, die haben das!


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